Tapis de Fleurs à Bruxelles
du 14 août à jusqu'en 18 août 2008
Schon im Jahre 2006 hatte ich es mir vorgenommen, den Blumenteppich musst du sehen, als ich damals in Brüssel war, bin ich eine Woche zu zeitig dort gewesen.
Eigentlich wollte ich ja wieder mit dem Zug fahren, aber bei den Preisen lässt man es lieber, also buchte ich bei easy Jet zwei Monate vorher den Flug für 77.98 Euro, da hätte ich beim ›Mehdornschen‹ Unternehmen das Doppelte bezahlt. Es werden ja eh nur Mogelpreise angeboten, man lockt die Kunden nur auf die Webseite der Bahn.
Das Hotel habe ich ebenfalls zwei Monate vorher bei bsp-hotels.com gebucht, 4 Nächte für 304 Euro mit Frühstück. Ich nahm wieder das Hotel FLORIS ARLEQUIN Grand Place in der 17-19 Rue de la Fourche - 1050 Bruxelles. Es gibt eine Besonderheit in Brüssel, wenn das Europaparlament Urlaub hat, sind die Zimmer um die Hälfte billiger, das muss man wissen. Der Betrag wird erst 10 Tage vor der Anreise abgebucht.
Noch paar Prospekte bestellt, im Internet die Verbindung vom Brüssel Airport abgecheckt, das waren die Vorbereitungen, mein französisches Wörterbuch war natürlich mit im Gepäck.
Premier jour voyage (14. Août jeudi) — Erster Tag 14. August Donnerstag
Der Flieger sollte 15.20 Uhr losfliegen, um 14.00 Uhr öffneten die Abfertigungsschalter, da wird es richtig langweilig, was soll man bis dahin machen, Reiseproviant vorbereiten. Es gab aber ein Problem, am Vortag haben die Gepäckabfertiger am Flughafen Brüssel gestreikt, ich hoffe es wird wohl alles klargehen.
Ich war 13.00 Uhr auf dem Flughafen, das Wetter müsste eigentlich sommerlich sein, sagt der Wetterbericht, ich nahm auch etwas Wärmeres mit. Der Trolley war trotzdem nicht voll.
Es gab eine Neuerung, easy Jet hat jetzt zwei Terminals, wie gewohnt an alter Stelle im Terminal B, aber die Abfertigung für Flüge nach Großbritannien und Frankreich erfolgt jetzt im Terminal A. Man merkt, easy Jet hat seine Vormachtstellung in Schönefeld ausgebaut. Ich habe schon beim letzten Flug nach Glasgow gemerkt, es wird ziemlich eng. Deshalb waren heute auch nur sehr wenige Menschen da, ein Fluggast versuchte sein Fahrrad einzupacken, ich saß da und aß die erste Spiegeleischnitte.
13.45 Uhr checkte ich ein, was ich da erfuhr, machte mich etwas unruhig, gestern wurden alle Flüge nach Brüssel annulliert, hoffentlich geht heute alles klar, einmal wird es mich bestimmt auch erwischen, waren meine Gedanken. Eine Sicherheitskontrolle erfolgte bei mir nicht, 14.00 Uhr befand ich mich schon in der Lounge, die lange Wartezeit begann.
Im Flieger bestellte ich mir einen Scotch Whisky Bells für 4.50 Euro, mein nun schon angestammtes Getränk, der Flug startete pünktlich 16.00 Uhr und wir landeten 17. 15 in Brüssel International 10 Minuten früher.
Ich musste mich zuerst einmal orientieren, wir kamen am letzten Gate an, im Prinzip ist der Abflug und die Ankunft in einer Halle, ein gläserner Schlauch, von dem rechts und links die Gates abgehen. Die Passagiere von meinem Flieger waren so schnell verstreut, dass ich bald alleine dastand. In bestimmten Abständen kommen Laufbänder, die ziemlich schnell gehen.
Ein Gutes hat der Flughafens, man kann hier nach der Landung in den Shops einkaufen, braucht also nichts im Flieger mitschleppen, die Hauptstadt der Europäischen Union macht es möglich.
Die Piktogramme zeigten den Weg zum Ausgang und zum Gepäckempfang, eine Passkontrolle gibt es hier nicht mehr und in Berlin Schönefeld gab es ebenfalls keine.
Es war ein langer Weg, bis ich endlich an der Gepäckausgabe war, es ging über Treppen, Rolltreppen und Fahrstühle, überall konnte ich die „Nachwehen“ des Streiks sehen, Berge von Koffern und Taschen lagen in allen Ecken rum. Das kann ja heiter werden, dachte ich mir, es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich mein Förderband fand. Mein Trolley hatte wohl schon einige Ehrenrunden gedreht, aber er war da.
Jetzt kam ein nicht einfacher Teil auf mich zu, ich musste die Haltestelle vom Bus Nummer 12 oder 21 suchen. Der Busbahnhof war nicht schwierig zu finden, an der Haltestelle dort stand NATO dran, mit der wollte ich nichts zu tun haben. Ich war aber nicht der Einzige, der herumirrte, vielleicht gibt es ja noch eine andere Haltestelle, ich war richtig und das mit der NATO klärte sich auch bald auf, der Bus fährt am NATO – Hauptquartier vorbei. Die Linie 12 ist die Expresslinie, ich bezahlte beim Fahrer 4 Euro für die Fahrt bis Schuman, wo ich in die U – Bahn wechseln musste.
Die Fahrt dauerte ca. 20 Minuten, der Bus wurde unterwegs ziemlich voll, an der Haltestelle Schuman stieg ich aus, fand den Eingang zur U – Bahn auch gleich. Schuman kannte ich schon von vor 2 Jahren, hier stehen die ersten Gebäude der EU.
Ich hatte mich natürlich vorher mit den entsprechenden Plänen aus dem Internet eingedeckt, ich konnte entweder mit der 1B nach Erasme/Erasmus oder mit der 1A Köning Boudewijn/ Roi Baudouin fahren. Zuvor kaufte ich mir eine Fahrkarte für 1.70 Euro, gar nicht einmal so teuer, umsteigen musste ich nicht, nach fünf Stationen an De Brouckerère stieg ich aus. Das Öffnen der Türen in der Bahn ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich habe es mir vorher abgeguckt, nichts ist schlimmer, als vor einer Tür zu stehen, die man nicht aufbekommt.
Ich kam sogar, zumindest an der richtigen Seite raus, nicht ganz dort, wo ich wollte, aber ich fand mich sofort zurecht, obwohl hier viel gebaut wurde. In der U – Bahn ist fast so schlechte Luft wie in London und die Schwüle draußen tat ihr Übriges. Insgeheim freute ich mich auf ein kühles Bier.
Bis zur Rue de La Fourche sind es vielleicht knapp 10 Minuten, es hat sich kaum etwas verändert stellte ich fest, als ich mit meinem Trolley über das Kopfsteinpflaster holperte. Leider hat eine meiner Stammkneipen nicht mehr geöffnet, ok es gibt ja noch viele mehr.
Mein Zimmer lag dieses Mal im 3. Stock und war auch nicht so groß, aber sonst gab es nichts auszusetzen, na ja Ausblick hatte ich natürlich keinen.
Den Trolley auspacken, duschen, essen gegen 19 Uhr drehte ich meine erste Runde zum und besah mir den Teppich am Grote Markt, er war natürlich fertig gestaltet, denn Morgen war die Eröffnung. Danach schaffte ich mein Fotoequipment aufs Zimmer und begann den gemütlichen Teil des Abends. Aufpassen musste ich, dass ich nicht in einem der vielen mit der entsprechenden Regenbogenflagge gekennzeichneten Lokalen landete. Die gibt es hier in einer großen Anzahl, obwohl die mir bestimmt nichts tun würden.
Ich ging zum Boulevard Anspach, dort in das „Los Brasseurs“, um ehrlich zu sein, es dauert immer eine Weile bis ich mich mit der Kneipenatmosphäre angefreundet haben. Bissel Französisch und den Rest auf Englisch, das klappt schon, endlich stand das erste Pint Meas für 4 Euro auf dem Tisch, ich genoss es, saß natürlich auf der Straße und konnte die flanierenden Menschen beobachten. Mir ging es gut, der Stress von der Anreise verflog allmählich.
Ich dachte es mir schon, dass 22.00 Uhr auf dem Grote Markt das Lichterspiel mit entsprechender Musikuntermalung beginnen wird, immer wieder ein ›Gänsehauterlebnis‹.
Die ersten Leute standen auch schon auf dem Balkon, von dem ich mir morgen auch den Teppich betrachten werde, heute waren es wohl nur geladene Gäste.
Danach schlenderte ich noch durch die Altstadt von Brüssel, kaufte mir eine kleine Waffel und später noch eine Portion Fritten. In einem der Läden in der Altstadt stach mir ein T – Shirt ins Auge, es hatte etwas mit Island zu tun, natürlich habe ich es noch nicht gekauft.
Zum Abschluss kehrte ich noch einmal bei einem Griechen in meiner Straße ein, trank noch ein kleines Bier, ich war der einzige Gast, er drängte mir ein Gespräch auf und war mir eh unsympathisch. Das kommt eben auch vor, ich hatte nun keine Lust mehr zum Laufen, 0:30 Uhr lag ich im Bett, ohne Plan für den Tag.
Ich freute mich auf das Frühstück im 7. Himmel und schlummerte ein.
Deuxième jour - passage dans le coeur de l'Union européenne – 15. Août vendredi)
Bummel im Herzen der Europäischen Union -
Zweiter Tag – 15. August – Freitag
Ich hatte nicht wirklich gut geschlafen, warum war mir nicht wirklich klar, 8.00 Uhr war ich zum Frühstück, es ist sehr üppig, also für mich.
Es gibt alles, was man zum guten, magenfüllenden Frühstück braucht und das alles ohne Begrenzung. Damit komme ich meist bis zum Nachmittag hin. Im 7.Himmel, der Frühstücksraum heißt so, weil er im oberen Stockwerk ist und man hat eine traumhafte Sicht über Brüssel.
Die Sonne schien auch schon, beim Kaffee, Schrippen, Wurst, Honig und Ei in allen Varianten konnte ich mir Gedanken über den Tag machen. Zuerst wollte ich mir den Teppich vom Balkon des Rathauses besehen und dann einen Bummel durch das Herz der Europäischen Union vorzunehmen. Damit ich mal sehe, wo unser Geld verprasst wird.
Um 9:00 Uhr reihte ich mich in die Wartenden vor dem Rathaus ein, vielleicht waren es 100 Menschen oder paar mehr. Drei Euro kostete der Eintritt und für nochmals 3 gab es eine Broschüre. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis ich endlich auf dem Balkon stand. Der Ausblick entschädigt für alles auf dem 1800 m² großen Grote Markt - Grand Place sind auf 300 m² 700.000 Begonien zu einem Teppichmuster zusammengepflanzt. Es sieht natürlich super aus, das Event findet nun schon zu sechszehntenmal statt. Das erste Mal 1971 und seit einigen Jahren aller zwei Jahre, der Teppich steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. Wie schon erwähnt wird, verbunden mit einer Lichtershow, ein Musikstück von Gregoire Dune gespielt, von heute an 3 Tage um 22.00, 22.30 und 23.00 Uhr. Ich werde es mir noch einige Male ansehen bzw. anhören. Der schmale Rathausbalkon ist für so viele Menschen nicht ausgelegt, es dauerte lange bis ich mich bis zur letzten Ecke durchgedrängelt hatte.
Gegen 10.00 Uhr konnte ich dann meinen geplanten Marsch, direkt hier vom Grand Place beginnen. Zuerst musste ich den Kunstberg – Mount des Arts erklimmen, das geht wirklich steil hoch, zum Schluss mit Stufen, aber man hat von hier oben, einen schönen Blick über die Altstadt von Brüssel. Wenn da nicht gerade ein Bagger gestanden hätte, könnte man gut Bilder machen. Aber es geht noch höher. Um diese Zeit waren noch nicht viele Menschen unterwegs, aber zwei von den wenigen wollten wieder etwas von mir wissen. OK, hier oben war ich schon einmal und konnte die Auskunft nach dem Palais Royal geben. Ich kenne das schon von vor zwei Jahren, man muss sich immer zwei Bezeichnungen merken, einmal die Französischen und die Niederländische, manchmal gar nicht so einfach.
Jetzt begann der erste Part meines Bummels Vom Koningplein bis zum Luxemburgplein.
Auf dem Königsplatz kann man das alte Herz Brüssels, das der stolz emporragende spitze Turm des Rathauses anzeigt, und den Kunstberg, der sich zu meinen Füßen ausbreitet, überblicken. Hier liegt auch der Kongresspalast, der nach umfangreicher Renovierung 2009 wieder seine Tore öffnen wird.
Der Koningsplein, von Karl von Lothringen, Statthalter der österreichischen Niederlande, herbeigesehnt, ist in neoklassischem Stil gehalten. Sein auf ein Denkmal ausgerichteter Grundriss folgt dem Vorbild der französischen Königsplätze, auf die man sich in Europa, von Paris bis Nancy, von Lissabon bis Wien gegen Ende des XVIII. Jahrhunderts bezog. Damals war der für die Öffentlichkeit gesperrte Platz gesäumt von Stadtherrenhäusern, einem Luxushotel, das hohe Besucher anlockte, hier stiegen etwa Balzac, Liszt und Sarah Bernhardt ab, und schließlich einem Gebäude, das die reichste Brüsseler Zunft bewohnte, die der Bierbrauer. Schon damals war das Bier in der Stadt überaus präsent!
Heute sind an diesem Platz die mit herausragendsten kulturellen Einrichtungen der Hauptstadt versammelt. Ihre reichen Sammlungen enthalten so viele seltene Stücke, dass man fast eine Woche darin zubringen könnte. Unterhalb des Platzes zog es meinen Blick auf eine Fassade mit Jugendstilbögen. In dieser Niederlassung der Pariser Gesellschaft Old England wählten einst hübsche Bürgersfrauen hinter großen Glasfenstern ihre Stoffe aus. Der 1899 von dem Architekten Saintenoy errichtete Bau zeigt, wie sehr Brüssel für Old England zum ›place to be‹ nach dem Vorbild von Paris, Rom und Barcelona geworden war.
Unter dem Pflaster des Platzes schlummert eine gut 8 Jahrhunderte alte Fürsten- und Kaiserstadt, die die Höfe Philipps des Guten und Karls V. bei ihren Aufenthalten in den Niederlanden bewohnten. Die Überreste des ehemaligen Palastes entführen zurück in eine Zeit, in der Brüssel bereits ein hoch geschätztes Handelszentrum war.
Der neben dem Königsplatz liegende Paleizenplein öffnet sich zu einem Stadtteil, der als majestätisches Ensemble entworfen wurde, von einem französischen Park dominiert und von reichen Stadtherrenhäusern gesäumt wird. Im Königspalast gegenüber dem Park nimmt der König seine Aufgaben wahr. Der Arbeitsort wurde, insbesondere von Leopold II., unermüdlich vergrößert und verschönert. Im Sommer sind die aufeinanderfolgenden prächtigen Empfangssäle für Besucher geöffnet. Ich habe mir den Palast vor zwei Jahren angesehen, es lohnt sich. Das weitläufige Gebäude, ursprünglich von Wilhelm I. von Oranien, König der Niederlande, in Auftrag gegeben, erfuhr im Verlauf der verschiedenen Regierungszeiten vielfache Umgestaltungen.
Ein Abstecher durch den Brüsseler Stadtpark lohnt sich ebenfalls. Er ist das Symbol für den Kampf um die belgische Unabhängigkeit, der dort (1830) tobte und für die nationalen Festlichkeiten. Ein sehr sauberer Park mit Springbrunnen, Musikpavillon und vielen Bäumen.
Beim Verlassen des Parks sah ich auf der linken Seite des Palastplatzes einen weitläufigen neoklassischen Bau (1815-1825). Das Ensemble bildete einst die Residenz des oranischen Erbprinzen, Sohn König Wilhelms., der Brüssel besonders wegen seiner Animationen und Vergnügungen schätzte, die einen besseren Ruf genossen als die in Den Haag. Heute ist dies der Palast der Akademien.
Nach der Umgehung der Akademie geht es weiter in Richtung Kleiner Gürtel. Diese Hauptverkehrsader, die an der Stelle der früheren Befestigungsmauern der Stadt verläuft, umschließt mit ihrer berühmten fünfeckigen Trasse das Zentrum Brüssels. Mir gegenüber kündigt die Luxemburgstraat die Ankunft in dem nach dem ersten belgischen König benannten Leopoldquartieran an.
Man sollte hier auf jeden Fall einen Halt einlegen, um einen der symbolträchtigsten Ausblicke der Hauptstadt der Europäischen Union zu genießen, den Blick auf das Europäische Parlament, wegen seiner Form, die an den gleichnamigen Käse erinnert, humorvoll auch ›Caprice des Dieux‹ genannt. Sein rundlicher vertikaler Haupttrakt passt elegant zum Frontgiebel des Luxemburger Bahnhofs. Letzterer kann sich damit brüsten, einer der ersten Bahnhöfe des Kontinents zu sein (1850).
Dieser Stadtteil war der erste, der jenseits der ehemaligen Befestigungsanlagen angelegt wurde, um der neuen Hauptstadt Belgiens ein vom Bürgertum des XIX. Jahrhunderts hoch geschätztes Wohnensemble zu geben. Sein Schachbrettgrundriss, seine zentralen Squares, die neoklassische Architektur seiner Stadtherrenhäuser, in sehr nüchternem Stil gehalten, erinnerten an die Londoner Ensembles oder den Faubourg Saint Germain in Paris. In der zweiten Hälfte des XX. Jahrhunderts nutzten Bauträger die Gelegenheit, die mit den modernen Lebensweisen unvereinbar gewordenen weitläufigen Baulichkeiten eine nach der anderen zu belegen. Bürogebäude verwandelten das Leopoldquartier in einen großräumigen Verwaltungssektor Machen Sie sich doch beim Flanieren durch die Straßen den Spaß, die Beschriftungen der vergoldeten Tafeln zu entziffern. Belgische und europäische Verwaltungsstellen, diplomatische Vertretungen und Lobbyistenbüros leben in einem bald ganz vom Betrieb der Hauptstadt der EU und des sie beherbergenden Landes eingenommenen Viertel friedlich nebeneinander.
Am Ende der Luxemburger Straße gelangen man nach Überquerung des Meeüs-Squares auf den Luxemburgplein, auf dem stolz die Statue John Cockerills thront, eines aus England stammenden Industriellen, dessen Name jeden Belgier, der etwas auf sich hält, an die wallonische Eisen - und Stahlindustrie gemahnt. Auf ihn, 1790 geboren, gehen die Fabriken zurück, die die ersten Schienen, Eisenbahnwagen und Lokomotiven Kontinentaleuropas lieferten. Initiator des Bahnhofs war eine britische Gesellschaft, La Grande Compagnie du Luxembourg, die eine Verbindung halb Eisenbahn, halb Seeweg zwischen London und Britisch-Indien schaffen wollte.
Im Zeitalter der explosiven Ausweitung des Flugverkehrs bereitet sich das Europaquartier heute darauf vor, über das Schnellbahnnetz und die S-Bahn-Station Schuman in fünfzehn Minuten vom Flughafen Brüssel aus erreichbar zu sein.
Im Hintergrund sind die Fassade und der Haupttrakt des kleinen Bahnhofs von ihren ständigen ›Bodyguards‹ umgeben, zum einen links die Büros der Europaabgeordneten, in deren Untergeschoss das Besucherzentrum des Europaparlaments liegt, und zum anderen rechts die Sitzungssäle und Pressestelle des Parlaments. Alles hatte geschlossen und sah verweist aus.
Den Bahnhof Brüssel – Luxemburg habe ich mir natürlich angesehen, jetzt war mir auch klar, wie man mit dem Zug vom Flughafen nach Brüssel kommt, die nächste Station ist Brüssel – Schuman, wo man in die U – Bahn umsteigen kann. In die andere Richtung fährt der Zug zum Flughafen, die Zugverbindung war mir wohl irgendwie bei der Planung entgangen. Ich habe zwar am Flughafen die Piktogramme gesehen, sicherlich wäre ich mit dem Zug besser gekommen. Der Bahnhof machte auf mich einen relativ nüchternen Eindruck, Menschen waren nicht zu sehen, es war ja Urlaubszeit für das Parlament. Die Gebäude machen schon etwas her, aber wehe man guckt in die Seitenstraßen, dort stellt sich das schmutzige Brüssel dar.
Nach kurzer Rast und einigen Fotos begann nun mein zweiter Teil des Bummels, Vom Luxenpurgplein bis zum Schumanplein.
Ich befand mich auf der sogenannten Mail. Dieser öffentliche Raum, auf einer Platte über der Eisenbahn angelegt, führt zu den wichtigsten Gebäuden des Europäischen Parlaments. Das erste mit seinen fünf Türmen, denen ein Bau bescheideneren Ausmaßes vorgelagert ist, wurde nach Altiero Spinelli (1907-1986) benannt, einem der italienischen Baumeister des europäischen Aufbauwerks. Spinelli wurde 1976 zum europäischen Kommissar ernannt, ehe er 1979 ins Europaparlament gewählt wurde. In dem 1998 eingeweihten Gebäude sind die Büros der Parlamentarier, Sitzungssäle, Restaurants und eine Bibliothek untergebracht, ganz zu schweigen von einer Innenstraße mit einigen Geschäften, ausschließlich bestimmt für Parlamentspersonal. Auch wenn kein Parlamentär da ist, der Sicherheitsdienst ist immer zu Stelle, wenn es darum geht, unsere Steuergelder zu bewachen. Ich bekam es hautnah zu spüren, als ich mich doch getraute diesen Bau zu fotografieren. Sofort war einer da und ich musste das Bild löschen. Ätsch!, heimlich habe ich die Gebäude doch fotografiert.
Hinter dem Komplex, auf der anderen Seite der Wiertzstraat, erhebt sich majestätisch der Paul-Henri Spaak-Bau. Spaak (1899-1972) gilt als einer der Gründerväter Europas, besonders wegen der großen Rolle, die er auf der Konferenz von Messina (1955), einer Vorstufe zur Entstehung der EWG, spielte. Mit seinen beiden Flügeln und seinem von einem gigantischen Lichtschacht überragten Atrium, in 65 m Höhe von einer halbzylindrischen Kuppel überwölbt, stellt dieses Gebäude das neue Bild der Europäischen Union dar. Im Flügel zu Ihrer Rechten liegt das Allerheiligste, der auf 2 Ebenen eingerichtete große Parlamentssaal. Im linken Flügel sind die Empfangsdienste des Parlaments und Sitzungssäle untergebracht.
Hinter dem Parlamentssaal bricht der äußerst charmante Leopoldpark sattgrün und friedlich mit dem institutionellen Ambiente und lädt zu einem ländlichen Spaziergang im Maelbeektal ein. Hier stößt man gleich hinter dem Spaak-Bau auf ein bescheidenes Ziegelsteinhaus, das nach wie vor bewohnt wird und um 1850 als Wohnung für J. Linden, den damaligen Direktor des Gartenbauprogramms des Parks, erbaut wurde. Der Größengegensatz der beiden Gebäude lässt an Gulliver im Land der Riesen denken.
Der Park, der ursprünglich aus einer Kette von Teichen bestand, wurde im XIX. Jahrhundert angelegt, um die Anziehungskraft des eleganten Leopoldquartiers abzurunden. Der aus Preußen stammende Landschaftsarchitekt L. Fuchs schuf darin einen englischen Garten, der allerdings schnell zu einem zoologischen Garten und Vergnügungspark für die gesellschaftlichen Freuden der Epoche wurde. Nach 1891 wurde mit Hilfe von Mäzenen wie dem Industriellen Ernest Solvay das umfangreiche Projekt einer Wissenschaftsstadt initiiert. Renommierte Architekten verliehen dem eleganten Gebäudeensemble vom Art nouveau gefärbte erlesene Akzente. Auf dem Weg durch den Park habe ich nicht vergessen, dass einige der größten Gelehrten des XX. Jahrhunderts, darunter A. Einstein, N. Bohr, M. Curie und M. Planck, auch diesen Boden betreten haben.
Wenn man den Leopoldpark verlassen hat, steht man plötzlich mitten im Trubel der Belliardstraat. An der früher von Stadtherrenhäusern gesäumten langen Verkehrsader erheben sich heute mehrheitlich EU-Büros. Das Gebäude, in dem sowohl der Wirtschafts- und Sozialausschuss als auch der Ausschuss der Regionen untergebracht sind, ist nach Jacques Delors benannt, dem dynamischen Präsidenten der Europäischen Kommission zwischen 1985 und 1995. In den 1980er Jahren für das Europaparlament errichtet, wurde es zu Beginn dieses Jahrzehnts vollständig renoviert.
Dabei wurde eine eindrucksvolle Verglasung, von geschwungenen Pfeilern aus Holz getragen, eingefügt und ein erstaunlicher vertikaler Garten angelegt. Der bogenförmige Übergang wurde Ende der 1980er Jahre gebaut, um die beiden Gebäude des früheren Parlaments zu verbinden.
Auf der anderen Seite der Belliardstraße stößt man auf den Jean Reyplein, benannt nach dem belgischen Politiker, der Präsident der ersten aus der Fusion der Gemeinschaftsexekutivorgane hervorgegangenen Kommission (1967 - 1970) war. Der Parkplatz in der Nähe bringt vor der Bauaufnahme gemischter Wohn- und Geschäftsensembles auf verblüffende Weise die sorgfältig renovierte Fassade (1993-1999) eines Konvents in neugotischem Stil vom Anfang des XX. Jahrhunderts zur Geltung. Der Van Maerlant -Bau, der heute als Empfangs- und Dokumentzentrum der europäischen Institutionen genutzt wird, erinnert an einem mittelalterlichen flämischen Dichter. Die benachbarte neoklassische sogenannte Auferstehungskapelle dient als Ort des Gebets, der Begegnung und ökumenischer Feiern für die europäischen Beamten.
In der Ferne sah ich den massigen Komplex, in dem der Rat der Europäischen Union und der Europäische Rat untergebracht sind. Er wurde nach einem brabantischen Humanisten vom Ende des XVI. Jahrhunderts, dessen Prinzipiengröße die schöpferische Kraft der Architekten sichtbar nicht inspirierte, Justus - Lipsius-Bau benannt. Dies beeinträchtigt indes weder die Abhaltung der europäischen Gipfel noch die tägliche Arbeit der ca. 2000 Beamten des Generalsekretariats des Rates.
Für den Bau, der von den Bewohnern heftig abgelehnt wurde, verschwand insbesondere ein Teil des Residence Palace. Dieses Gebäude, von dem sich ein Flügel rechts von der Etterbeeker Chaussee erstreckt, wurde kurz nach
dem Ersten Weltkrieg von dem Schweizer Architekten Michel Polak errichtet. Das für seine Zeit revolutionäre Jugendstilprojekt bot Luxusapartmentkomplexe mit Gemeinschaftseinrichtungen wie einem Panoramarestaurant, einem Theater und einem Swimmingpool.
Die Umgebung des Jean-Rey-Platzes wird sich bis 2010 vollständig verändert haben. Das Leitschema des Europaquartiers, das auf Initiative der Region Brüssel - Hauptstadt erstellt wurde, verfolgt insbesondere das ehrgeizige Ziel, die Etterbeeksesteenweg zu einem von Wohnungen und Geschäften gesäumten urbanen Boulevard zu machen. Mit diesem Projekt soll durch Wiederherstellung einer Funktionsmischung der Raum seinen Bewohnern zurückgegeben werden. Es ist ein Versuchsballon für eine umfassendere Umgestaltung des Europaquartiers.
Auf der Etterbeeker Chaussee gelangt man über den Garten des Maelbeektals direkt zur Wetstraat, der großen Schwester der Belliardstraße. Den Anwohnern ist zu verdanken, dass diese Anlage, die ursprünglich einen Büroturm aufnehmen sollte, in einen städtischen Park umgewandelt wurde. Wenn man die Augen nach oben richten, sieht man den Charlemagne -Bau, benannt nach Karl dem Großen, einer der europäischen Gestalten, die am häufigsten in Anspruch genommen werden, wenn der Aufbau Europas in eine unabwendbare historische Logik eingeordnet werden soll. Das tief greifend modernisierte Gebäude weist eine originelle Konstruktion mit sechzehn als Straßenkreuzung angeordneten Stockwerken auf, zu der ein vollständig verglaster zylindrischer Bau hinzukam, in dem Konferenzsäle untergebracht sind. Parallel dazu wurden die Fassaden des Hauptgebäudes durch Vorhangwände ersetzt. Seine Silhouette wurde durch zwei auf einem Stahlgerüst montierte blaue Glasschleier erneuert. Das Gebäude war bis zur Inbetriebnahme des Justus – Lipsius - Baus (1995) Sitz des Sekretariats des Rates der Europäischen Union. Heute sind darin mehrere Generaldirektionen der Kommission untergebracht.
Gegenüber dem Charlemagne liegt der Lex 2000-Bau. Das 2007 fertig gestellte schlanke Gebäude beherbergt einen Teil der Beamten des Rates. Weiter oben auf der Straße erstreckt sich ein weiterer Flügel des Residence Palace, der erst kürzlich in internationales Pressezentrum umgewidmet wurde. Gleich daneben wird nach einem internationalen Wettbewerb in einem neuen zeitgenössischen Bau, der strengste Umweltauflagen erfüllt, 2013 der Sitz des Rates untergebracht.
Wenn man die Wetstraat etwas hinaufgeht, stößt man auf ihr Wahrzeichen, den Berlaymont. Dieser Leuchtturmbau der EU wurde zwischen 1961 und 1969 auf dem Gelände errichtet, auf dem sich der frühere Konvent der Ordensfrauen von Berlaymont befand. Sein Grundriss, vom UNESCO-Gebäude in Paris inspiriert, stellt ein Andreaskreuz mit ungleichen Armen als Symbol für ein Europa als Treffpunkt unterschiedlicher Kulturen dar. Von einem zentralen Kern gehen 13 Stockwerke hohe Arme, nach einem zum Zeitpunkt der Errichtung revolutionären Verfahren auf Grundpfählen errichtet, aus.
Das Gebäude, das asbestbedingt vollständig renoviert werden musste, hat ein tief greifendes Lifting erfahren, darunter eine neue Verkleidung aus Glaslamellen, die sich je nach Sonneneinstrahlung bewegen. Durch dieses Verfahren lassen sich, neben der ästhetischen Qualität, die Energieleistungen des Gebäudes deutlich verbessern. Seit 2004 arbeiten im Berlaymont wieder die europäischen Kommissare, ihre Stäbe und die mit ihnen verbundenen
Dienststellen, also an die 2700 Beamte!
Gegenüber, auf der anderen Seite der Wetstraat öffnet sich die Hauptfassade des Justus-Lipsius-Baus.
Nur wenige Meter weiter liegt der Schumanplein. Er trägt den Namen eines der Hauptgründerväter der EU, des Franzosen Robert Schuman (1888-1963). Auf dem Kreisverkehr, einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt, herrscht unter der Woche dichter Verkehr. In den nächsten Jahren soll dieser entfesselte Verkehrsfluss der gedämpfteren Atmosphäre einer vom Durchfahrtskraftfahrzeugverkehr befreiten Piazza weichen.
Wenn man die Wetstraat weiter hinaufgeht, kommt man Jubelpark, mit seinem satten Grün, seinen schattigen Spazierwegen und reichen Skulpturen. Das frühere Manövergelände wurde 1878 unter der Leitung des Architekten Gedeon Bordiau zu einem Ausstellungspark. Die mit patriotischen Hinweisen übersäten Alleen des Parks führen zu einem dreibogigen Triumphbogen, der seinerseits von einem großen Denkmal - und Museumskomplex umgeben ist. Am Parkeingang befindet sich die Robert Schuman - Büste des Antwerpener Bildhauers Nat Neujean. Diesen Komplex habe ich vor zwei Jahren schon durchlaufen. Mein Rundgang war damit beendet und ich hatte einige Kilometer in den Beinen. Mein Schrittzähler funktionierte nicht wirklich, deshalb kann ich nur die gefühlten Kilometer angeben, vielleicht 10 oder mehr!
Da ich einmal am Schuman Plein war orientierte ich mich wo der Bus zum Flughafen abfährt, ich mag das nämlich nicht, wenn man herumirrt und die Haltestelle nicht findet. Am Fahrkartenschalter wollte ich mir ein Fahrkarte für den Bus zum Airport und eine für die Metro kaufen, aber er war zu, ohne Karte fahren, das war mir zu unsicher und bei den Preisen auch nicht notwendig. Einige Zeit später kamen die Bediensteten und öffneten den Schalter, ich hatte sie nämlich draußen gesehen, sie rauchten eine Zigarette. Ich musste 50 Euro wechseln, deshalb habe ich mir auch keine Karte am Automat geholt. Es war der Dame am Schalter nicht wirklich recht gewesen, die 50 Euro zu wechseln.
Ich bekam natürlich die Fahrkarten, 3 Euro für den Bus und 1,70 Euro für die Metro, mein Ziel war die Post in der Anspach Laan. In meiner Dösigkeit entwertete ich die falsche Fahrkarte, nun war es zu spät, aber es gibt Schlimmeres. Die nächste Überraschung folgte sofort, die Post hat zu, ich hatte zwar noch Briefmarken von der letzten Reise, aber ob das Porto noch stimmte, wusste ich nicht genau.
Auf dem Weg zum Hotel kaufte ich mir eine Waffel für 1,70 Euro und trank beim Griechen, der seine Tische auf die Rue de la Fourche aufgebaut hatte, zwei kleine Maes. Heute war ein freundlicher Mensch da gewesen. Ich bekam sogar noch ein Schälchen mit gesalzenen Erdnüssen und saß direkt auf der Straße, war aber wieder der einzige Gast.
Der Pub war fast gegenüber meinem Hotel, hatte ich schon erwähnt, es schien die Sonne ohne Pause. Im Hotel habe ich mich erst einmal etwas frisch und dabei den Plan für den Nachmittag gemacht.
Ich hatte immer noch keine Briefmarken, das Problem war noch zu lösen, ich beschloss den Boulevard Anspachlaan in Richtung Rogier Plein zu laufen. Der erste Teil zwischen Bourse und De Brouckère Plein ist der interessanteste Teil, viele Straßencafés, alle voll mit Menschen, aller Länder. Ich liebe solche Straßen, weiter oben zum Rogier hin, sind einige Hotels und paar Geschäfte, aber die rissen mich nicht vom Hocker.
Am Rogier Plein schrieb ich in einem Lokal im Biergarten die Karten, immer noch ohne Briefmarken, ok das stimmt nicht ganz, ich klebte die noch vorhandenen von vor zwei Jahren drauf. Bei einem Pint Maes für 4.20 Euro ließ ich es mir gut gehen. Die Sonne schien, aber ich hatte ein schattiges Plätzchen im Garten. Es herrschte reger Betrieb und es wird geschlemmert, meist sind es Berge von Muscheln. Nichts für mich, da trank ich lieber noch ein Maes.
Dabei konnte ich immer wieder Beobachtungen machen, besonders imposant sind die Deutschen. Erst sind sie ›Graf Rotz‹ aber wenn es an das Bezahlen geht, zählen sie jeden Cent ab. Bei mir ist es so, wenn mir die Bedienung genehm ist, gebe ich schon Tip (Trinkgeld), das scheint wohl noch in mir aus den Zeiten des Taxifahrens zu stecken.
Vom Rogier Plein ist es nicht weit bis zum Gare du Nord dem Nordbahnhof, aber den musste ich mir nicht antun. Hier steht auch das Sheraton Hotel, nicht meine Kragenweite, aber es sieht schon toll aus. Den Dexia Tower, der nachts in unterschiedlichen Farben leuchtet, habe ich schon am letzten Abend gesehen, den werde ich wohl in den Nachtstunden noch einmal besuchen. Ich fand auch endlich einen Laden, bei uns wurde man sagen ›Türkenladen‹, wo es alles gab, der hatte auch Briefmarken und freute sich wie ein ›Schneekönig‹das er mir welche verkaufen konnte. Ich überklebte die alten Marken für 45 Cent mit den neuen für 65 Cent. Ganz schön teuer geworden die Post.
Zurück lief ich über die Niewestraat – Rue Neuve, eine Einkaufsstraße mit Belgiens größten Warenhaus dem City2, alles war geschlossen, Freitag Nachmittag, ich begriff es nicht wirklich, in Brüssel scheint sich alles nach dem EU – Parlament zu richten. Wenn die Urlaub haben machen die Läden auch Urlaub, nicht nur auf dieser Straße.
Bemerkenswert ist der monumentale Place des Martyrs aus dem Jahr 1776, mit dem Denkmal der im September 1830 gefallenen Freiheitskämpfer, nur einen Steinwurf von der Haupteinkaufsstraße Rue Neuve entfernt. An diesem ruhigen Denkmalsplatz legte ich eine Verschnaufpause ein, es war ja auch schon 18.00 Uhr. Auf dem kurzen Rückweg zum Hotel machte ich es wie alle Belgier oder Touristen und kaufte, an einem mir schon bekannte ›Frittenladen‹ an der Ecke Rue du Midi – Zuidstraat , Rue des Pierres – Steenstraat, eine Portion, aber ohne alles. Die war ziemlich groß und die Fritten schmeckten eigentlich ganz gut. An dem Stand war immer Betrieb bis zum frühen Morgen, gegenüber befand sich ein Laden, wo mein T – Shirt hing, das mir schon lange in das Auge stach, noch einmal gucken, zum Kaufen war ja noch Zeit.
Danach ging ich ins Hotel, ich war bis jetzt nur unterwegs gewesen, man ist auch nicht mehr der Jüngste, da am heutigen Abend die Musik – Licht – Show stattfindet, musste ich meinen Plan so einrichten, dass ich 22:00 Uhr am Grote Markt bin.
Ich beschloss die andere Seite von der Anspachlaan zu inspizieren, dort war ich nämlich noch nicht gewesen, ich lief zum Place St – Gery – ST Goriks Plein. Als ich die Cafés mit ihren Terrassen sah, kam ich mir vor wie in den Städten des Südens. Von überall drang mir Musik ans Ohr, es herrschte ein ausgelassenes Treiben. Die Straßen waren für den Autoverkehr gesperrt, Kneipe an Kneipe, da war mir doch direkt etwas entgangen. Hier war also die Eingangspforte zum Danseat – Viertel, ein geschichtsträchtiges Viertel.
Hier an der Schnittstelle zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich, genauer in Sint – Gorik, entstand Brüssel / Broucsella – der Weiler in den Sümpfen – auf einer der Inseln, die sich an der Stelle, wo die Zenne nicht mehr schiffbar war, bildeten. Die heutige unterirdische Zenne hinterlässt in Brüssel die nostalgische Erinnerung an eine Stadt, die mit der Zeit den Raum des Flusses mit großen Stadtringstraßen im Pariser Look einnahm. Dies brachte dem Bürgermeister jener Zeit, dem berühmten Jules Anspach, den neuen Namen „Ansmann“ ein, in Anlehnung an den Baron Hausmann, den Auftraggeber der architektonischen Juwelen der französischen Hauptstadt, die damals in höchsten Tönen gelobt und gefeiert wurden.
Ok, da brauche ich nicht nach Paris zu fliegen, will ich eh nicht, mein ›klein‹ Paris habe ich hier gefunden.
Die Sint – Gorik – Hallen werden 1881 als Markthalle gebaut, heute finden hier Ausstellungen statt, aber im vorderen Teil ist auch ein Pub mit Terrasse eingerichtet. Ich befand tatsächlich an der Wiege Brüssels, der Arm der Zenne , der nach alten Karten hinter der Sint – Gorik – Halle und den Gittern nachgebildet wurde. An dieser Stelle ließ Gaugerich, Bischof von Cambrei, eine Kapelle errichten, noch bevor Karl von Frankreich, Herzog von Niederlothringen, im X. Jahrhundert sein Castrum baute. Die Reliquien der kleinen Heiligen Gundula, der lokalen Märtyrerin, ruhten vor der Überführung in die Sankt – Michael – und – Gundula – Kathedrale in dieser Kapelle. Man erzählt sich, dass sie des Nachts betete und ein Engel ihre Kerze, die ein finsterer Dämon ausblasen wollte, immer wieder neu entfachte.
Wenn man natürlich etwas abseits durch die Straßen geht, wir das eigentlich schmutzige Brüssel sichtbar und arme Leute gibt es auch genug. Von den zentralen Plätzen werden sie einfach vertrieben.
Ich hatte genug gesehen für den Abend und ging zum Grote Markt, die Terrassen der Cafés waren schon alle voll und die Menschen strömten in Scharen auf den Platz, ok nur keine Hektik, wenn ich will kann, ich mir das Schauspiel noch 9 mal ansehen bzw. anhören. Als einzelne Person findet man immer einen Platz, ich wartete und setzte mich dann ins Le Roy d Espagne und bestellte mir ein Stella-Pint, nicht ganz billig, 5.10 Euro.
Die Vorführung hat schon etwas ›Gänsehautcharakter‹ in sich, bevor das Event beginnt wir der Platz vollkommen dunkel und dann brandet sofort Beifall auf, wenn es losgeht. Ich habe mir das Spektakel um 23:00 Uhr noch einmal genauer angesehen bzw. angehört, viele Bilder gemacht und kurz nach Mitternacht war ich im Bett.
Ein ziemlich langer Tag, mit vielen unauslöschbaren Eindrücken lag hinter mir und der nächste Tag wird an Ereignissen nicht minder schön.
Troisième jour - Lle Comic - manière ronde — 16 Août – Samedi
Dritter Tag 16. August Sonnabend — Comic – Rundweg
Heute habe ich mir vorgenommen auf dem Comic – Rundweg zu wandeln, nach meinen Vorplanungen, wird es wieder eine lange Wanderung. Die vergangene Nacht habe ich ganz gut geschlafen, um 8.00 Uhr bin ich aufgestanden. Nach dem üppigen Frühstück, gegen 9:30 Uhr losgelaufen. Am Briefkasten vor der Post habe ich meine Karten eingeworfen, mal sehen ob dieses Mal alle ankommen.
Um diese Zeit erwacht das Leben in Brüssel gerade, kaum Leute auf der Straße, Brüssel schläft noch. Es scheint wieder ein schöner Tag zu werden, hoffentlich nicht zu warm.
Meine Erkundung begann damit, dass ich in die falsche Richtung gelaufen bin, das muss mir als ehemaligem Hobby – Rallye Fahrer passieren. Aber es gibt keinen Streit, höchstes mit mir selber. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen bis zum Justizpalast zu laufen, landete aber am Rogier. Den ganzen Weg zurück, dazu hatte ich keine Lust, also ging ich zur gleichnamigen U – Bahnstation Rogier. Nun nahm ich es sehr genau, um mich nicht noch einmal zu verfranzen, mit der Linie 2 in Richtung DELACROIX, an der sechsten Station Louise musste ich wieder aussteigen und dann bis zum Justizpalast laufen. Das größte im XIX. Jahrhundert in Europa errichtete Bauwerk. Es wurde auf dem Galgenberg gebaut, da wo sich Andreas Vesalius die Leichname holte, die er analysierte. Die Kraft des griechisch – römischen Stils verleiht dem Palast, eine äußerst symbolträchtige absolute Allmacht.
Von den Marollen hatte ich schon gelesen, aber keine wirkliche Vorstellung. Kurze Zeit später stand ich oben vor dem Zaun und darunter lag das mystische Brüsseler Viertel die Marollen, eines der volkstümlichsten der Stadt. Man sagt das Viertel besitz einen rebellischen Geist und einen Sinn von Humor, der ihm selbst und seinen Bewohnern eigen ist.
Ich glaubte es kaum, was hier für ein Absatz ist, denn die Marollen lagen tief unten, die schöne Sicht über Brüssel konnte ich gut genießen.
Um zu den Marollen zu kommen, musste ich den großen gläsernen Fahrstuhl am Fuße des Justizpalastes nehmen. Damit gelangte ich von der Waterloolaan und der Louizalaan, den schicken Vorzeigemeilen der größten internationalen Modehäuser, zu den Marollen.
Der Fahrstuhl kostet nix, gibt es so etwas auch noch und schon befand ich mich in den Marollen, einem zusammenhängenden Ensemble zusammenhängender malerischer Gassen, die im Verlauf der Jahrhunderte eine eigene Identität entwickelt haben. Sie waren das erste europäische Viertel da die Niederlassungen von Fabriken und Werkstätten zahllose Arbeiter anlockte. Als erstes siedelten sich polnische Juden 1930 im Stadtteil an, gefolgt von Italienern, Spaniern und Portugiesen. Diese Verschmelzung der Kulturen gab dem Viertel, das heute sehr in Mode ist, einen besonderen Charakter.
Die kleinen Arbeiterhäuser und Wohnstätten aus dem XVII. und XVIII. Jahrhundert haben ihre Bestimmung gegen das Glück der Trödelliebhaber eingetauscht. Kleine Restaurants und typische Brauereigaststätten haben sich mit einer beeindruckenden Zahl von Trödlern eingelassen und laden Bummler zu einem netten Spaziergang rund um den Flohmarkt ein, besser bekannt unter den Namen Alter Markt. Hier gehen jeden Morgen Stammkunden und Neugierige zwischen dem Halle -Tor und der Kirche Unserer Lieben Frau von der Kapelle auf Schatzsuche.
Ich befand mich auf der Hoogstraat, sicherlich die älteste Straße Brüssels, da hier anscheinend eine Römerstraße entlangführte. Kurze Zeit später stand ich schon vor dem Bruegel – Haus, hier in der Hoogstraat 132 ließ sich 1552 der große Maler nieder. Weiter lief ich in Richtung Kirche Unserer Lieben Frau von der Kapelle, vorbei an vielen kleinen Geschäften und mir begegneten Menschen unterschiedlichster Nationen.
Das Gotteshaus ist wegen seiner romanischen und romanisch – spitzbogengotischen Architektur eine der interessantesten Kirchen Belgiens. In einer Kapelle befindet sich der Grabstein des Malers Pieter Bruegel des Älteren und seiner Frau Maria Coucke. In der Kapelle des Allerheiligsten erinnert eine Gedenktafel daran, dass hier François Annessens begraben ist, der Handwerksälteste, der enthauptet wurde, weil er die kommunalen Freiheiten verteidigt hatte. In dieser faszinierenden Kirche, die 1134 als erstes Gotteshaus außerhalb der Mauern des Oppidums (Siedlung) Brüssel gestiftet wurde, heiratete Bruegel der Ältere.
Auch andere bedeutende Persönlichkeiten wohnten im Viertel, unter ihnen der Graf von Egmont, Justus Lipsius und Andreas Vesalius. Allem Ungemach der Zeit zum Trotz wurde die Kapellenkirche mit dem barocken Kampanile jedes Mal wiederaufgebaut und erwarb im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Meisterwerke.
Wie alle Kirchen in Brüssel ist hier der Eintritt frei, die halbe Stunde lohnt sich allemal.
Der Place de la Chapelle sah sehr gepflegt aus, von hier ging die R.J. Stevensstraat ziemlich steil zum Vanderfelde Plein hoch. Den kurzen beschwerlichen Weg, über das berühmte Brüsseler Kopfsteinpflaster ›gönnte‹ ich mir, aber weiter wollte ich nicht, sah aber schon was mich auf dem Rückweg erwarten wird. Also lief ich das kurze steile Stück wieder runter und begann meinen Comic – Rundweg, durch den Stadtteil, in den jedes Wochenende fröhlich die Ausländer und Brüsseler strömen, die sein gemütliches Miteinander schätzen. Er bietet einen in Europa einzigartigen Rundgang an, der zu vollständig mit Comichelden bemalten Mauerwänden führt. Ich traf hier auf Blondin und Cirage des Zeichners Jije, einer tragenden Säule des belgischen Comics, Boule und Bill, Le Chat und natürlich Quick und Flupke, die kleinen Lausbuben, die der Phantasie Herges, des Vaters von Tim und Struppi, entsprungen sind. Es sind nicht alle Comics sofort zu finden, aber ich hatte Zeit und die Sonne meinte es gut. Die meisten sehen gut aus, aber es gibt eben auch welche, die mit Sperrmüll verziert sind.
Jetzt nahm ich Kurs zum Vossenplein Brüssels Alter Markt der seit 1640 existiert, auf dem sich seit 1919 jeden Morgen, der bekannteste und typischste aller Brüsseler Flohmärkte ab. Von ungewöhnlichen Nippes vom Speicher bis zu feinen Antiquitäten findet man hier alles und zu jedem Preis. Ich feilsche nicht, weil eh nichts kaufe, aber interessant ist es schon. Es gibt keine Tische, alles liegt auf Decken am Boden oder die Bekleidungsstücke liegen auf einem Berg. Ich stellte fest, es handelt sich um fast nur Ausländer, die hier verkaufen.
Da es gerade um die Mittagszeit war und die Sonne nun fast unerträglich wurde, suchte ich mir hier ein Brüsseler Straßenkaffee mit Zapfanlage und gönnte mir das erste Maes. Es tat gut zwischen den Menschen zu sitzen und sich am Leben zu freuen. Wer natürlich das Niveauvolle sucht ist hier falsch am Platz, ich liebe solche Kneipen, habe auch keine Probleme dort hineinzugehen. In Brüssel muss man nur aufpassen, auf die Regenbogenfahne, solche wehen vor vielen Pubs.
Mein Rundgang führte mich weiter über die Blaesstraat bis ans Ende des Viertes, dort steht das Halle – Tor, der letzte Überrest der zweiten Brüsseler Stadtmauer. Es schützte die Stadt mit sechs weiteren Toren und erfuhr eine Vielzahl erstaunlicher Umwidmungen (Kornspeicher, evangelisches Gotteshaus und Gefängnis) ehe es zu einem der ersten europäischen Museen wurde. Vor dem Halle – Tor ist eine große Grünanlage, die auf dem ersten Blick gepflegt aussieht, aber näher darf man nicht hinsehen. Man kennt es schon. Das Hallepoort ist schon ein monumentales Bauwerk, ich werde es, wenn ich noch einmal nach Brüssel fliege genauer besichtigen, denn ab 60. Jahren kostet der Eintritt weniger. Der Blick von oben muss schon atemberaubend sein. Es war nach 13:00 Uhr und die Sonne meinte es gut, ich machte eine Rast im Park, Hunger hatte ich auch, aber ich wusste schon, wo ich später etwas essen werde.
So langsam bekomme ich den Überblick, ich war wieder oben, wenn ich die Waterloolaan entlanggegangen wäre, käme ich am Justizpalast wieder raus. Mein Plan war ein anderer, ich wollte zum Bahnhof Gare Du Midi – Zuidstation und dort mir ein Baguette leisten.
Mein Weg führte mich über den Boulevard Du Midi – Zuidlaan entlang, hier startete gerade ein Volksfest mit allem, was es so zu essen gibt, mit Losbuden und Fahrgeschäften. Der Geruch von Waffeln, Muscheln und anderem Getier krochen geruchsmäßig in meine Nase. Immer wieder die kleinen Cafés, ich dachte schon daran, am Abend dorthin noch einmal zu gehen, aber man ist nicht mehr 40 oder 50 Jahre alt.
Auf dem Weg zum Bahnhof, der sich fast über eine Stunde hinzog, kam ich an einer Veranstaltung gegen AIDS vorbei. Menschen, farbmäßig aus der Dritten Welt, aber in Brüssel lebend, hatten sich hier eingerichtet. Den Kampf gegen AIDS konnte ich nicht erkennen, aber an den Ständen wurde gekocht und gebraten. Es roch so wie man es sich vorstellt und es sah auch so aus. Doch etwas gab es KONDOME, auf dem Weg zum Bahnhof hätte ich sie gleich gebrauchen können, mit 50 Euro wäre ich dabei gewesen. Das am Nachmittag, ich wollte ›leider‹ etwas essen, obwohl so schlecht sahen die schwarzen Mädels gar nicht aus.
Im Bahnhof kannte ich mich aus und holte mir ein Baguette mit Lachs für 4.50 Euro, kann sein es war noch eine Cola dabei, aber genau weiß ich es nicht mehr. In dem Bistro hatte ich Zeit, die letzten Erlebnisse niederzuschreiben und mich etwas zu akklimatisieren, es war notwendig. Ich denke 10 Kilometer waren es bestimmt. Wie geht es weiter, zurück zum Hotel mit der Bahn oder zu Fuß.
Ich hatte ja noch nicht alles gesehen und die Tage, manchmal auch die Nächste, müssen alle optimal genutzt werden. Einige Comics luden auch noch zur Besichtigung ein. Ich lief die Avenue de Stalingrad in Richtung Rouppe Plain, wenn ich die Straße etwas weiter links genommen hätte, wäre ich direkt zur Anspachlaan gekommen. Ein Viertel, was hauptsächlich von Ausländern bewohnt wird, die teetrinkend vor den Kneipen saßen, nicht gerade einladend für mich. An der Ecke Rue de Midi – Bogaardenstraat befindet sich das jüngste Werk des Comicrundgangs Monsieur Jean (Herr Johan) ist eine Ausnahme, denn seine Schöpfer sind keine Belgier, sondern Franzosen.
Von hier lief ich über den Dinant Plein zum Grand Slabon, es ging wieder steil aufwärts, ich hätte nie gedacht, das Brüssel so viele steile Anstiege hat. Die Sonne brannte und mir dürstete es nach dem Fußmarsch gewaltig, es war gar nicht so einfach einen Platz zu finden. Obwohl es viele Cafés und Lokale gab. Ich musste noch einmal herabsteigen bis um Vanderfelde Plein, dort wo ich am Vormittag war, hier fand ich den Pub, sehr gemütlich, klein so, wie ich die Kneipen liebe. Ich bestellte mir ein Maes für 3.80 Euro, mehr wollte ich bei der Sonne nicht trinken, es tat gut, aber es reichte wirklich.
Das gutmütige Ambiente der Marollen bildet einen auffälligen Kontrast zum Grote Zavel der mit seinen bemerkenswerten Denkmälern, seinen Luxusrestaurants, seinen Galeristen und seinen Maitres Chocolatiers einer der nobelsten Orte der Stadt ist. Der Grote Zavel, ein sehr schönes architektonisches Ensemble, das Häuser aus dem 16. bis 19. Jahrhundert umfasst. Der Platz ist Treffpunkt zum Mittagessen und Wochenend – Brunch oder zur galanten Promenade, ich glaube so elegant sah ich nach meiner Wanderung gar nicht mehr aus. Die Bürgersteige sind hier sehr eng und natürlich mit dem typischen Brüsseler Kopfsteinpflaster versehen.
An den Wochenenden, so wie heute, überziehen die roten und grünen Zelte eines Antiquitätenmarktes unterhalb der Kirche den Platz und locken ohne Unterlass die Menge der Neugierigen an. Mich auch, aber es gibt auch vieles, was der Mensch nicht braucht.
Noch hatte ich die höchste Stelle nicht erreicht, der Park auf dem Kleine Zavel verdiente sowohl wegen seiner Ästhetik als auch wegen der den Brüsseler Handwerken und den Helden der Renaissance gewidmeten Statuen meine besondere Aufmerksamkeit. Hier gibt es einen Parkwächter und es geht sehr sittsam zu, sehr gepflegt und kein Schmutz, viele Bänke zum Verweilen. Mit dem Springbrunnen der unter der Herrschaft Phillips II. enthaupteten Grafen von Hornes und Egmont, bildet den Mittelpunkt, von hier hat man einen schönen Blick auf den Grote Zavel. Oberhalb liegt noch der Egmont – Palast, vielleicht liegt der das nächste Mal auch noch dort, dann werde ich ihn mir ansehen, heute nicht mehr.
Ich wusste wohl, dass es noch ein Stück bis zum Hotel ist, aber nun geht es nur noch bergab, als letztes Highlight lag nun noch die Kirche Unserer Lieben Frau vom Zavel vor mir. Mit dem Bau des gotischen Kleinods wurde im XV. Jahrhundert begonnen, im Innern befindet sich eine wundertätige Statue der Heiligen Jungfrau, die auf himmlischen Befehl in Antwerpen entwendet wurde und auf der der Ommegang zurückgeht. 1549 übergab Karl V. die Herrschaft der Niederlande an seinen Sohn Philipp II. Zu diesem Zweck besuchten die beiden das Staatsgebiet, um für Philipp Anerkennung durch die Bevölkerung zu erhalten. Dafür wurden vielerorts große Feste ausgetragen, so auch der Ommegang am Regierungssitz in Brüssel. Diese Umzüge gab es und gibt es noch heute in vielen Städten. In Brüssel hat er seine Wurzeln in der wunderlichen Anschaffung einer Marienskulptur namens Onze-Lieven-Vrouwe op 't Stokske und der dafür benötigten Errichtung der Liebfrauenkirche auf dem Sablon. Der Umzug bekam einen festen Platz in der Geschichte der Stadt Brüssel und wird so bis heute auf historischen Grundlagen des Umzugs von 1549 basierend von der Königlichen Gesellschaft Ommegang Oppidi Bruxellensis.
Zu Fuß lief ich jetzt noch bis zum Koningsplein, dann nach links den Kunstberg hinunter, bekanntes Terrain sozusagen. An noch einer Kirche kam ich noch vorbei, der Magdalenenkirche, eine kleine gotische Kirche mit Barockportal, sie war früher Teil eines im 13. Jahrhundert gegründeten Konvents, der 1579 den Reformierten übergeben wurde. Die Kapelle wurde 1695 durch das Bombardement zerstört, konnte aber kurz danach dank einer Spende der Bäckerzunft wiederaufgebaut werden. Sie wurde 1957 und 1958 restauriert und ist heute wieder so zu sehen wie sie im 15. Jahrhundert aussah.
Ich ging hinein, ja manches Mal gehe ich auch in die Kirche, beim ersten Blick in die Kirche war ich von der Ruhe und andächtigen Sille dieses harmonisch gebauten Ortes angenehm überrascht. Ich setzte mich auf eine Bank und lies den Ort auf mich wirken. Gerade recht, bevor ich wieder in die Massen eintauche. Bis zum Hotel war es nur ein kurzer Weg, ich konnte mich frisch machen und den Rest vom Baguette essen.
Jetzt begann der zweite Teil vom Tag, ok es ging schon auf den Abend zu. Heute hatte mein Pub in der Anspachlaan geöffnet, es war noch die gleiche unfreundliche Bedienung und derselbe Chef, dafür kostet das kleine 0,25 Stella nur 1,60 Euro. Die Kneipe hat noch einen Vorteil, man sitzt auf dem Fußweg und hat alle Vorbeikommenden im Visier. Es ist ungefähr so wie im Cafe Wichtig in Timmendorf. Nach zwei Bieren beschloss ich zu gehen, denn die Batterie der Dynax war leer unterwegs, aß ich noch eine Waffel, passt gut zum Bier, oder?
Ich kann ja nie ohne Kamera sein, auch wenn mir der Rucksack manchmal schon etwas belastend ist, aber weil ich noch in paar Pubs gehen wollte, ließ ich ihn im Hotel.
Ich suchte mir einen Pub, der fast nur von Jugendlichen besucht war, mehr solche Modefreaks, leider habe ich hier 5 Euro eingebüßt. Ich habe es zu spät bemerkt, dass er mir zu wenig rausgegeben hat. Na und auf Französisch hätte ich eh keine Chance gehabt.
Ich zog weiter und landete in einem Lokal Au Brasseur am Kaasmarkt, eine Querstraße in der Nähe vom Mannecken Pis. Auf der Straße gab es nur Kneipen, fast alle voll besetzt von Touristen. Ich fand draußen einen Platz und bestellte mir ein Maes.
An dem Tisch befand sich nur ein Stuhl, eine deutsche Truppe, ältere Herrschaften erschien an der Kneipe und versuchte einen Platz zu finden, es passte nicht. Der Wirt versuchte vergeblich sie unterzubringen, es herrscht hier nämlich ›Futterneid‹. Jeder Wirt kämpft um die Gäste, nur wenn ich aufstehe, wäre eine Platzierung möglich gewesen. Ich deutete dem Wirt an, dass ich gehen werde, es war ihm nicht recht gewesen, er bedankte sich freundlich und winkte mir zum Abschied zu. Ich werde ihn wiedersehen.
Ich ging noch einmal zum St Goriks Plein, vorbei am Irish Pub O’Reilly’s, wo alles voll war, heute zum Sonnabend, aber einen Blick nahm ich schon, auf zwei Stockwerken fröhliche Menschen und laute Musik.
In den Sint Goriks Hallen, die auch zur Kneipe umfunktioniert wurde, fand ich draußen einen Platz und bestellte mir noch ein Bier, mittlerweile hatte ich mich doch entschlossen die Kamera wieder zu holen.
Der Sint Goriks Plein, an dem an allen vier Ecken eine Kneipe ist, ist an solchen Tage für den Autoverkehr gesperrt. Von jeder Seite klingt andere Musik, manchmal wird auch live auf der Straße gespielt. Da kann nicht einmal London mithalten und Berlin schon gar nicht. Ich mag diese Atmosphäre.
Mit meinem langärmeligen Hemd war ich wieder zu warm angezogen, aber die kurzärmeligen sind schon zu gebraucht. Bier wollte ich keins mehr trinken, aber zum Schlafen war es noch zu zeitig. Ja und essen musste ich auch noch etwas. Das war in Brüssel kein Problem, wenn man mit Fritten zu frieden ist. Die Buden haben ja bis in den frühen Morgen auf, es gab ein Stand, wo immer Betrieb war, für 2 Euro eine Riesenportion, ohne alles. Die schmeckten gar nicht so schlecht.
Jetzt standen noch einige Nachtaufnahmen an, ich fachsimpelte noch mir einer Französin über die Bilder und beschloss noch einmal bis zum Rogier Plein zu laufen, weil mich das bunt, beleuchtet Gebäude, der Dexia Tower magisch anzog. Über Anspachlaan – Brouckère Plein – Boulevard Adolphe Max war ich in 20 Minuten dort. An manchen Ecken standen ›sie‹ wieder, na ihr wisst schon, da wo man die Kondome braucht.
Den Rückweg nahm ich über die Rue Neuve, die verwaiste Ladenstraße, nur vereinzelt kamen mir Leute entgegen. Ich weiß auch nicht, in Berlin würde ich ungern nach Mitternacht eine solche Straße entlanggehen. Hier überkommt mich kein Angstgefühl, obwohl es bestimmt nicht weniger gefährlich ist.
In dem Laden gegenüber vom Hotel kaufte ich mir noch ein Maes für 1.50 Euro, dann verschwand ich im Hotel.
Ein Tag mit so vielen Eindrücken muss man setzten lassen, deshalb nahm ich mein Bad, trank mein Bier und war stolz auf mich, was ich heute wieder abgearbeitet habe. Gegen 1:30 Uhr lag ich im Bett, einen neuen Plan für den nächsten Tag im Kopf.
Quatrième jour - églises - théâtres – Les Bains
17 août - dimanche
Vierter Tag – Kirchen – Theater – Badestrand
17 August - Sonntag
Heute Morgen war es gar nicht so einfach einen freien Tisch zu finden. Vermutlich zieht der Blumenteppich viele Touristen an. Es gibt hier oben im 7. Himmel, einen großen Frühstücksraum und einen kleineres Zimmer, nicht direkt am Buffet. Ich setzte mich hier hin um den Trubel etwas zu entgehen. Nachdem ausgedehnten Frühstück, durchdachte ich meinen heutigen Plan noch einmal, denn das Wetter sah nicht wirklich gut aus.
Es war aber nicht kalt draußen, also lief ich erst einmal los, 9.00 Uhr kein Mensch auf der Straße. Ich überquerte die Anspachlaan, am St Goriks Plein vorbei. Dort wo in der Nacht das Leben tobte, ebenfalls Totenstille. Mein erstes Ziel war die Kirche der Heiligen Katharina, die sich direkt am St Katharinen Plein befindet. Sicherlich auch eine Gegend, die man am Abend besuchen muss. Da es wieder anfing zu nieseln, besuchte ich die Kirche der Heiligen Katharina, ein Werk des Architekten des monumentalen Justizpalastes. Die ältesten schriftlichen Zeugnisse, in denen die Kapelle der Heiligen Katharina erwähnt wird, datiert aus dem Jahre 1200. Die Kapelle lag damals am Bollwerk der Stadtbefestigung, von dem noch hier und da Reste vorhanden sind. Der Baubeginn der jetzigen Kirche datiert von 1854, nachdem die Katharinenbecken zugeschüttet wurden, weil sie das Viertel zu oft überschwemmt hatten. Die Architektur der Kirche ist vom Willen geprägt, durch die Kombination von Romanik, Gotik und Renaissance einen originellen Stil zu erschaffen. Wenn man vor der Kirche steht, kann man links die alten Häuser der Sint – Katelijnenstraat sehen, die ein bemerkenswertes Ensemble bilden, auch der Turm der ehemaligen gotischen Kirche steht noch. Die öffentlichen Urinale an der Seite der Kirche sollen die letzten in der Stadt sein. Als ich eintrat, war der Gottesdienst schon im Gange, da ich keine Sünde begannen hatte brauchte ich auch nicht mit beten.
Unweit von der Kirche steht der Schwarze Turm ein Überrest der ersten Stadtmauer. Er erinnert an die Stadt im XIII. Jahrhundert. Die Tore waren damals von einem Schutzgraben umgeben, damit sich ihnen niemand nähern konnte. Mein Weg führte mich nun die Lakensestraat entlang, vorbei an der Kirche des Heiligen Johannes des Täufers im Beginenhof, eine der schönsten Barockkirchen Brüssels, errichtet von den Beginen im XVII. Jahrhundert. Die Beginen halb Laien, halb Nonnen, meistens Witwen, lebten in einer geschlossenen Gemeinschaft. Der vorläufige Endpunkt auf der Lakensestraat war das Königliche Flämische Theater. 1883 wandelte der Architekt und Dekorateur Jean Baes das ehemalige Kailager in Theatersäle um. Das Gebäude im Stil der flämischen Neorenaissance wurde mit industriellen Werkstoffen gebaut, was für die damalige Zeit sehr innovativ war.
Hier sprachen mich paar junge Belgierinnen, vor einem Waschsalon an, ob ich nicht paar Bilder von ihnen machen kann. In dem Waschsalon konnte man neben der Wäsche auch seine Kehle vom Staub befreien. Denn sie traten mir mit einer Flasche Bier entgegen. Fotos machte ich natürlich und schickte sie per Mail zu ihnen. Als ich merkte, dass sie versuchten mich zum Bleiben zu animieren, ging ich doch lieber meines Weges, wegen der Sünde eben.
Heute hatte ich mir ein gekochtes Ei und eine Schrippe mitgenommen, auf einer Parkbank zwischen Hooikaai – Quai au Foin und Arduinkaai – Quai aux Pierres de Taile, machte ich Rast. An den beiden Straßennamen wird das ganze Dilemma deutlich, es ist nicht wirklich einfach sich in Brüssel zurechtzufinden. Manchmal stehen beide Namen, manchmal nur der Französische oder der niederländische Name an den Schildern. Deshalb habe ich auch oftmals die falsche Richtung eingeschlagen. Dazu kommt, dass in den Reiseführen fast immer nur der niederländische Name angegeben ist und wenn der nicht auf dem Schild steht, ist es geschehen.
Mein nächstes Ziel war Kanal, aber es sollte nicht auf dem direkten Weg dort hingehen, zwei Comics wollte ich mir noch ansehen, dazu musste ich zuerst die Oppemstraat finden, verirrte mich wieder und landete auf dem Vismet – Fischmarkt, hier soll es im Dezember sehr schon sein, denn dann lockt der Weihnachtsmarkt auf 1,5 Kilometern. Vielleicht verschlägt es mich im Winter doch einmal hierhin, da weiß ich, wo der Weihnachtsmarkt ist. Längst war von dem Regen nichts mehr zu sehen, die Sonne brannte wieder einmal erbarmungslos, ein Bier wäre jetzt nicht schlecht, dachte ich so bei mir, aber zuerst wollte ich die beiden Comics finden. Der erste befand sich auf dem Vlaamsesteenweg (Cubitus) ein weißer, runder, aber durchaus nicht immer niedlicher Held überragt hier Vismarktviertel. Das von Zeit zu Zeit philosophisch werdende kauzige Tier erschien erstmals 1968 im Magazin „Tintin“, wo es begann, seinem Herrchen Semaphore zuzusetzen.
Nun nur noch Billy the Cat in der Oppemstraat finden, die Katze Billy wurde 1979 erfunden, eine der berühmtesten Comicfiguren.
In einem Straßencafé bestellte ich mir mein Bier, ein holländischer, es sah aus wie ein Ruderverein war schon voll im Gange. Hier konnte ich meine Aufzeichnungen vervollkommnen und neu Kraft tanken.
Über die Rue de Flandere arbeitete ich mich zum Kanal vor, im XVI. Jahrhundert verlief der Kanal bis ins Zentrum zum heutigen Sint – Katelijneplein.
Na ja in Berlin gibt es ja auch die Spree mit Wasser. Wollte ich überhaupt am Kanal langlaufen, viel Bewegung war hier nicht und eine Hitze. Ich könnte einfach in am Porte de Flandre in die U – Bahn und zurückfahren, aber ich wollte ja noch zum Strandfest.
Zuerst lief ich auf der rechten Seite bis zum Klein Kasteel, einem Asylbewerberheim wo ca. 700 Leute leben, na das brauchte ich nicht, eine Straßenbahn fuhr hier auch, nach der Überquerung des Kanals, musste ich jetzt in der prallen Sonne laufen. Am Ende von diesem Kanalstück kommt man am Sainctelette Square raus und auf der andern Seite befand sich der Eingang zum Strandfest.
Ein kostenloser Strand – mitten in Brüssel! Ein Stadtstrand am Kanal mit vielen sommerlichen Attraktionen für Daheimgebliebene und Touristen. Von hier kann man auch Bootstouren machen, viel Betrieb herrschte hier nicht gerade, es war eh der letzte Tag.
Vielleicht gab es auch deshalb einiges kostenlos, zum Beispiel Eistee, dieses kalte Getränk nahm ich gerne an, kaufte mir noch eine Waffel und dachte, eigentlich hätte ich mir das Fest ›schenken‹ können. Trotzdem lief ich den gesamten Strand ab, viel für Kinder wurde geboten und es zog hier gewaltig, manchmal war es auch ein Sandsturm, der den losen Sand aufwirbelte. Wolken waren auch schon am Himmel, es wird doch nicht ein Gewitter aufziehen.
Auf dem Rückweg machte ich noch einmal halt, beim Eistee, dort wurde jetzt Wein ausgeschenkt, probieren konnte ich ja einmal. Andere taten es auch, denn es kostet nichts, aber so schmeckte der Wein auch.
Der Einschenker, ich nenne ihn einmal so, tauchte immer wieder mit einer Flasche an meinem Tisch auf. Er probierte den Wein aber vorher immer, den er für nicht trinkbar hielt, schüttete er gleich in den Kanal. Um mit meiner Ablehnung nicht unhöflich zu erscheinen, zog ich mich zurück.
Es war bewölkt, ich machte noch viele Aufnahmen, vom Boulevard Baudouin aus, schon eine Prachtstraße, konnte wieder wählen, ob ich mir der U – Bahn zurückfahre. Ich entschloss mich aber zu laufen, fast parallel zu dem Weg vom Vormittag. Den Boulevard Emile Jacqmainlaan, schon befand ich mich am Place de Brouckère, mein Ziel lag fast schon vor mir. Durch paar Seitenstraßen erreichte ich den St Goriks Plein. Ein Gewitter lag in der Luft, ich fand einen Platz draußen, aber unter dem Dach. Hier gönnte ich mir zwei kleine Maes und konnte prima die umherhastenden Menschen beobachten, die den Regen entrinnen wollten. Es dauerte aber nicht lange und die Sonne schien wieder.
Ein erlebnisreicher Tag war fast vorüber und ein später Sonntagnachmittag in Brüssel stand mir noch bevor.
Auf den Weg ins Hotel holte ich mir an der mir bekannten Frittenbude eine Portion, wieder stand ich an einer langen Schlange an, aber es schmeckt eben nicht wirklich schlecht und man kann nicht nur von Waffeln leben.
Im Hotel zog ich mir die ESPRIT – Jacke an, ob es gut war, wird sich zeigen.
Fast direkt am Grote Markt in Brüssel steht die St. Nikolaus – Kirche, die Einwohner der Stadt Brüssel sind stolz auf ihre Geschichte, sie sind voller Achtung vor der Religionsfreiheit. Aus diesem Grunde haben sie uns diese Kirche erhalten. Vor ungefähr tausend Jahren, zu gleicher Zeit wie die Gründung der Stadt, ist dieses Gotteshaus entstanden. Hier verbrachte ich einige besinnliche Momente.
Von der ursprünglichen Kapelle, die von den Kaufleuten ihrem geliebten Schutzpatron, dem hl. Nikolaus von Myra in der Türkei, errichtet wurde, ist nichts Sichtbares erhalten geblieben.
Am Sonnabend war es nicht möglich im o’reilly’s – dem Irish – Pub am Place de la Bourse zu bekommen, heute sah es besser aus, ich konnte sogar auf der Terrasse einen Platz finden. Hier gönnte ich mir ein Stella-Pint für 4.20 Euro und genoss die schöne Aussicht auf die Bourse und die Anspachlaan.
So wirbt der Pub;
o'reilly's brussels is one of the capitals largest and most popular meeting places. It is located a couple of minutes away from the grand place, directly across from the bourse in central Brussels. It is renowned for its lively atmosphere, international clientele and fun loving staff.
o’reilly’s brussels offers 2 bars, good food, & multiple screens showing all major sporting events.
Ein eigenartiges Gefühl ist es schon, manchmal bedaure ich deshalb mein Alter, trotzdem bin ich froh, das alles genießen zu können. Nicht weil ich jetzt im Westen lebe, nein, weil ich vor 8 Jahren niemals daran gedacht habe, solche Unternehmungen zu machen. Heute sitze ich hier, einigermaßen gesund, kann mich mit den Menschen verständigen. Ich bin mir auch sicher, es wird nicht ewig so weitergehen, aber diese Augenblicke kann mir keiner nehmen. Im Pub fühlte ich mich London schon ganz nahe.
Es war erst 20.00 Uhr, als ich den Pub verließ, Mitbringsel brauchte ich keine mehr, aber ein Rugby – Shirt stach mir schon eine ganze Zeit ins Auge. Der Händler wollte für zwei 20 Euro haben, ich brauchte aber nur eins. Das er mir schließlich für 11 Euro verkaufte. Danach schlenderte ich noch einmal über den Grand Palace, besah mir zum wiederholten Mal die Auslagen in den Geschäften (Waffeln, Pralinen, Brüsseler Spitze und na klar Andenken). Die Show auf den Grote Market wollte ich mir nicht noch einmal gönnen.
Am Kaasmarkt befand sich das Lokal Au Brasseur, das ich vom Sonnabend kannte, heute war so gut wie kein Betrieb. Der Wirt stand draußen und animierte die Leute zum Platznehmen. Er erkannte mich sofort wieder und begrüßte mich freundlich, lud mich auf ein Stella an seine Bar ein. Es entwickelte sich ein Gespräch, er hieß Dimitrie und kam aus Griechenland, seine Barfrau hieß Maria und kam aus Bulgarien, an der Bar saß Henry aus Berlin und an einem Tisch Engländer.
Ein netter belgischer Gambrinus – Jünger behauptete nach ein paar Gläsern von Verboden Vrucht - so der Name eines der unzähligen in Flaschen und Eichenfässern gereiften belgischen Biere -, dass die Tage eines Jahres nicht ausreichen, um all die köstlichen Gerstensäfte des Landes zu kosten. Er gab mir eine Lektion in der belgischen Bierkunde.
Das belgische Bier gehört zu den sortenreichsten der Welt. Die Ursprünge des belgischen Bierbrauens gehen auf das Mittelalter zurück, als zuerst in Klöstern Bier gebraut wurde. Die Mehrzahl der belgischen Biere wird nur in Flaschen verkauft, da sie im Gegensatz zu einem Pilsener Bier noch in der Flasche nachreifen können und während einer Lagerzeit von zwei bis drei Jahren noch an Geschmacksnuancen gewinnen können. Hierbei ist jedoch auf eine Lagertemperatur von vier bis zehn Grad Celsius zu achten. Prinzipiell gibt es für jedes Bier ein individuelles Glas. Außer der Grundgestalt des Glases (Kelch mit breiter Öffnung, geschwungenes Tulpenglas, schmales Pilsenerglas, usw.) wird jedes Glas mit einem Firmenzeichen oder Namen bedruckt. Die verschiedenen Grundformen sollen den Geschmack und das Aroma des jeweiligen Biers optimal transportieren. Die Vielzahl belgischer Biere geht mit einer lebendigen Bierkultur in Tausenden von Bars, den sogenannten Cafés, einher, die eine breite Auswahl an Bieren anbieten. Dort wird jedes Bier mit seiner „idealen“ Temperatur, die normalerweise im Rahmen der Kellertemperatur bei 8–12 °C liegt, und im passenden Glas serviert.
Pilsner Bier
Obwohl Belgien international für seine einzigartigen obergärigen Biere am bekanntesten ist, ist es das allgemein bekannte untergärige helle Pilsener, das die Verbrauchslisten sowohl des Inlandsverbrauchs als auch der belgischen Bier-Exporte anführt. Die wohl bekannteste Marke ist international Stella Artois, während in Belgien selbst Jupiler zusammen mit Maes Pils am populärsten sind.
Starkes Blondes Bier
Helles Bier mit hohem Alkoholgehalt typisch >8%. Duvel, Delirium Tremens, Ciney Blonde und Brigand sind Vorbilder dieser Sorte.
Amber, belgisches Ale
Palm Bier Modifizierung des britischen obergärigen Pale Ale, die in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelt wurde, um es dem belgischen Geschmack anzupassen. Das bernsteinfarbene Bier mit seinem leicht karamellisierten, gerösteten Geschmack ist mit einem Düsseldorfer Altbier zu vergleichen. Der unbestrittene Marktführer Palm hat in der Vergangenheit sicherlich eine bessere Qualität hergestellt, sodass das aktuell verfügbare Sortiment als nicht repräsentativ gelten kann.
Dunkle Biere
Kwak, Ciney Brune, Hoegaarden Verbotene Frucht, Chimay Bleu,
India Pale Ale (IPA)
Weinige belgische Biere sind stark gebraute und gehopfte wie englische Bitter oder India Pale Ale. Manchmal wird auch das Trappistenbier Orval dieser diese Kategorie zugeordnet.
Dubbel/Double
Bier mit zweiter Gärung und feinen Gewürzen (Enghien, Grimbergen Double).
Quadrupel
Dunkle Biere mit sehr starkem Alkoholgehalt, typisch 9-13%. Typische Vertreter dieser Kategorie sind Bush ambrée, Rochefort 10, Westmalle 12.
Witbier/Blanche
Eine besondere Art von ungefiltertem Weizen-Bier (siehe Berliner Weiße), das häufig Gewürze wie Koriander und Orangenschale enthält. Einige klassische Beispiele sind La Binchoise Blanche, Hoegaarden, Brugse Witte und Steendonk.
Fruchtlambic
Fruchtige Biere werden hergestellt, indem Lambic mit Frucht oder Fruchtkonzentrat versetzt wird. Der bekannteste Typ ist Kriek mit Kirscharoma. Andere verwendete Früchte sind beispielsweise Himbeere (Framboise oder Frambozen), Pfirsich (Pêche), Schwarze Johannisbeere (Cassis) oder Erdbeere.
Manches Bier verwandelt sich, nachdem es mit Sauerkirchen versetzt worden ist, zum köstlichen, so gar nicht nach Fruchtbonbons oder »Berliner Weiße mit Schuss« schmeckenden Kirschbier (»Kriek«).
Faro
Faro ist eine alte in Brüssel sehr geschätzte Biersorte. Faro ist rötlich und wird aus mehreren Lambics verschnitten. Bei der Flaschenabfüllung wird Faro nebst Gewürzen wie Pfeffer, Orangenschale und Koriander auch Kandiszucker zur Flaschengärung zugesetzt. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts war Faro fast von Gueuze und Pils vom Markt verdrängt worden. Faro wird heute jedoch wieder von vielen Brauereien hergestellt.
Abteibier
Dies sind obergärige Biere, die entweder noch in Abteibrauereien nach jahrhundertealten Rezepten erzeugt, oder aber in Lizenz von professionellen Brauereien hergestellt werden. In letzterem Fall hat die Abtei keinen Einfluss auf den Herstellungsprozess sowie auf die Vermarktungsstrategie. Die international wohl bekannteste Marke von Abteibier ist das Leffe von Inbev. Andere sind Grimbergen, Tripel Karmeliet, Maredsous, Watou, Saint-Feuillien, Floreffe, und Val-Dieu.
Trappistenbiere
Obergäriges Bier gebraut in einem Trappistenkloster. Um in diese Kategorie qualifiziert zu werden, muss der komplette Produktionsprozess innerhalb des Klosters ausgeführt, oder durch Trappisten-Mönche beaufsichtigt werden. Nur sieben Klöster, die alle in Belgien oder den Niederlanden sind, erfüllen zurzeit diese Qualifikation. Gegenwärtige Trappiste sind Achel, Chimay, La Trappe (Niederlande), Orval, Rochefort, Westmalle und Westvleteren.
Einige Biere habe ich davon auch schon getrunken, es gibt aber noch viel mehr Biersorten in Belgien.
Es war ein netter Abend, Maria verstand etwas Deutsch, sprach aber sonst Französisch, ich musste mich gewaltsam loslösen, sonst wäre ich hier versackt. Trotzdem war ich erst 1:00 Uhr im Hotel und in mir einige Stella Artois.
Cinquième jour - vol de retour à Berlin — 18 août lundi
Fünfter Tag – Rückflug nach Berlin — 18. August Montag
Ich habe gut geschlafen, 7.00 Uhr föhnte sich jemand schon die Haare, der Frühstücksraum war heute leer und ich ließ mir alle Zeit der Welt. Der Flug startete von Brüssel Intl. um 17:10 Uhr und die Abfertigungsschalter öffneten 15:50 Uhr, ich hatte alle Zeit der Welt.
Nach dem Frühstück habe ich in aller Ruhe mein Trolley eingeräumt, die Anzugsordnung war etwas kompliziert, es sah nach Regen aus, aber es war nicht kalt.
Ich entschloss mich nur Hemd und Weste anzuziehen, um 9.45 Uhr verließ ich das Hotel. Das Abstellen des Gepäcks kostet hier nichts, man bekommt eine Chipkarte zum Öffnen des Gepäckraumes, das finde ich besser als in London. Das Hotel war schon bezahlt. Meinen Fotorucksack nahm ich mit, paar Aufnahmen wollte ich noch machen. Der Abreisetag ist sowieso immer etwas eigenartig, so richtig gibt es keine Unternehmungen mehr.
Am Grote Markt war man schon dabei den Blumenteppich zu entsorgen, in 30 Minuten war alles vorbei, keine Blume mehr zu sehen. Danach lief ich noch einmal bis zum Manneken Pis, wo die Indonesische Bootschaft ein Event feierte. Der kleine Mann war mit der entsprechenden Nationaltracht bekleidet.
Am Agora Plein setzte ich mich auf eine Bank, ein sehr belebter Platz mit vielen Cafés, zum Wochenende ist hier immer Markt und man kann nicht treten. Der Platz ist Ausgangspunkt für die Sightseeingtour zum Kunstberg und weiter, deshalb gibt es auch viele Fragen von den Touristen, warum die mich immer Fragen, ich weiß es auch nicht. Hier konnte ich meine Aufzeichnungen ergänzen, bis es plötzlich langsam und später immer mehr zu regnen anfing. Zum Glück ist es von hier nicht weit zum Hotel, um einigermaßen trocken zu bleiben, lief ich durch die Galeries St Hubert. Nun brauchte ich nur noch die Beenhouwersstraat hinunterlaufen, in der sich ein Restaurant an das andere reiht, bei dem Regen tat sich hier nicht viel. Einmal um die Ecke und ich war im Hotel. Bei dem Regen konnte ich natürlich nicht nur mit Weste gehen, Regenschirm hatte ich nicht mit, aber meine Mütze. Im Metroshop am U – Bahnhof De Brouckère kaufte ich mir noch eine Cola, paar Süßigkeiten und ein Baguette. Danach fuhr ich mit der Metro bis Schuman für die 5 Stationen konnte ich die 1A in Richtung Herrmann – Debroux oder 1B nach Stockel – Stokkel benutzen. Als ich in Station Schuman rauskam, regnete es immer noch, die Fahrkarte für den Bus zum Airport habe ich mir schon am Bahnhof De Brouckère gekauft, 3.00 Euro, preislich geht das in Ordnung.
Da ich die Haltestelle schon kannte, musste ich bei dem Regen nicht noch durch die Gegend suchen. Nach einiger Zeit kam der Bus. Ich war schon 14:00 Uhr auf dem Airport, viel zu zeitig.
Zuerst die Lokalität erkunden und den Schalter suchen wo die easy Jet Passagiere abgefertigt werden. Viel zu sehen gibt es hier nicht wirklich, also warten und gucken.
Langsam kamen die ersten Fluggäste an den Schalter, an zwei Schaltern sollte die Abfertigung sein. 15:50 Uhr tat sich hier gar nichts, nach 16:00 Uhr tauchten zwei Langweiler auf, die immer noch 10 Minuten brauchten, bis es losging. Ich war der vierte in unserer Reihe. Dann öffneten sie tatsächlich den Schalter, aber nicht unseren, sondern zwei danebenliegende, das Chaos war perfekt. Ich wurde nun als 18. Passagier abgefertigt, OK es war immer noch die Boardinggruppe A. Das Gate hatte die Nummer 72, das letzte im Abflugbereich. Man wir schon unterwegs auf die langen Wege hingewiesen, obwohl zwischendurch immer wieder Laufbänder die Wege vereinfachen.
Hier oben, in der Lounge, sah die Welt schon anders aus, es gab Bistros und Shops. Ich machte noch viele Aufnahmen und trank an der Sportbar ein Stella-Pint für 4.10 Euro. Dann begab ich mich zum Gate 72, dort standen bzw. saßen schon viel Leute. Man konnte auch hier gut auf das Flugfeld sehen. Die Besonderheit, hier in der Longe begegnen sich die Ankommenden und Abfliegenden. Den Einkauf in den Shops kann man deshalb auch nach der Landung vornehmen, finde ich gut, schade, dass das in Schönefeld nicht so ist.
An der Stelle, wo die Bordkarten kontrolliert werden bildete, sich nach der Landung des Fliegers eine Menschentraube. Es schien wieder chaotische zu werden. Ich mischte mich unter das Volk, ich glaube es waren heut alles Erstflieger, denn keiner verstand den Ablauf des Boarding. Erst Boardinggruppe SP, dann SA, dann A usw. und die zwei jungen Frauen, die übrigens nicht von easy Jet waren, scheinen auch eher lustlos und grantig zu sein. Paar Leute, die sich an mir vorbeidrängelten, musste ich darauf hinweisen, dass sie noch lange nicht dran sind. OK, irgendwann war es überstanden ich saß, der Flieger war voll. Neben mich setzte sich eine junge Frau, die die ganze Zeit damit beschäftigt war, ihre Einkäufe auszupacken und in ihre Taschen und Beutel zu verstauen.
Ich trank meinen Whisky und pünktlich 19:15 Uhr landete der Flieger in Schönefeld.